im hause coppershark – 05.01. – 11.01.07
hiermit rufen wir die 1. tolle ranzwoche bei c&s aus, unser persönliches pendant zum einstigen wsv.
vor uns hinalternd sehen wir uns langsam als restposten, den es im wahrsten sinne der worte unter die leute zu bringen gilt.
beginnend ab sofort (freitag 17 uhr) treffen wir uns eine woche lange mit jedem PAAR – gern auch plural – das mag und in halbwegs annehmbarer entfernung lebt.
dabei gilt: wer zuerst mailt, erhält den zuschlag.
wir würden uns artgemäß zuerst gegenseitig etwas anranzen (sofern die bisherigen kontakte nicht so toll waren), dann drüber lachen und danach weitersehen.
durch unsere generellen vorbehalte gegnüber privaten treffs bevorzugen wir öffentliche treffen, sei es in clubs, kinos oder auch öffentlichen gastronomieeinrichtungen.
Im Hause Indisponencia-Arrogancia wurde die tolle ranzwoche ausgerufen. Erwartungsgemäß rotiert die Profilbesucher-Anzeige, es gibt haitere Kommentare im Forum und eben so erwartungsgemäß meldet sich für Tag 1 – bei VZ [eine damalige Community] wohlgemerkt – niemand. Vermutlich ist die dortige Swingerwelt überrascht von unserem Angebot und weiß noch nicht zu reagieren.
Nun denn, das Pfannkuchenhaus wartet und wir ziehen dressed to thrill los. Der Kellner ist so impressed, dass er glatt die Getränke vergisst und wir gehen so auf ineinander, dass wir uns gegenseitig die Schuld zuschieben … Sicher ist, dass er nur noch mal wiederkommen wollte, um erneut a) mir auf die Titten zu schauen oder b) einen weiteren Blick auf Sharks Schwanz zu erhaschen oder c) beides.
Essen beendet, weiter geht’s. In der Nähe liegt ein Pornokino, wir sind passend gekleidet und nehmen die Richtung.
Es ist nicht wirklich voll, aber dennoch haben wir Schwierigkeiten, einen Platz an der Bar zu finden. Die üblich verdächtigen Einzelherren, mehrere Paare, heute kein Transvestit. Die Paardame neben uns redet unnatürlich laut – aha, offensichtlich ihr erster Besuch hier. Es kommt kein rechtes Gespräch mit dem Paar in Gang, obwohl sie ganz nett aussehen. Als sie aufstehen, bestätigt sich die Vermutung von eben; die Dame macht einen Buckel und erinnert an einen Hund mit zusammengekniffenem Schwanz.
Wir trinken erst mal etwas, nachdem ich den Süßen davon überzeugen konnte, dass es heute bei dieser Hitze kein Heißgetränk sein muss. Die ersten Herren nehmen die Gelegenheit wahr, sich zu disqualifizieren. Wir wechseln an den Tisch nebenan und versinken ineinander. Nachdem die Gläser leer sind, wird es Zeit für einen ersten Stubendurchgang.
Das bekannte Problem: Im letzten Raum gibt es keinen Wendehammer für die folgenden Herren. Wir quadrieren den Kreis, indem wir den Stubendurchgang unabhängig von – aber gleichzeitig mit – einem anderen Paar machen. Die Herren verlieren den Faden und schließlich hängen wir einige in verschiedenen Räumen ab.
Die Bar ist bei unserer Rückkehr erfreulich leer und so nehmen wir noch einen Drink.
Später gehen wir nach oben. Im Kinosaal befindet sich eine illustre Bier trinkende Runde. Wir nutzen das Hochbett, um mehr vom Film mitzubekommen. Neulich gab es „Mann spricht junges Mädel in der Stadt an und will Fotos von ihr machen. Sie wird in seinem Studio direkt sooo geil, dass sie wild ficken“. Ok, Rocco Siffredi wäre – auch wenn der Meister alt geworden ist – besser, aber in der Not … Heute läuft allerdings eine Art Kunstfilm unter dem Motto „Archäologe fährt ins Ausland, fickt dort eine 5000 Jahre alte Mumie und kommt zu Hause wieder mit seiner Freundin zusammen, die er dann auch noch mal fickt“.
Glücklicherweise kommen wir ziemlich gegen Ende des Films rein, so dass wir nicht all zu viel ertragen müssen. Das Team hat aber an Leute wie uns gedacht und startet den Film gleich noch mal neu.
Wir wenden uns anderen Dingen zu. Vielleicht gibt’s auf dem Hochbett ja anstatt „Rocco fickt Bochum in den Arsch“ „Shark fickt Copper in den Arsch“.
Die Hoffnung bleibt nicht unerfüllt. Die Biermeute blenden wir dabei aus und als wir lauter werden, blendet sich die Meute – wohl vor Schreck – selbst aus. Hach, was ist der Liebste wieder süß! Bleiben wir noch ein Weilche oben und schauen den Film zu Ende. Ein weiterer Herr meint, sich disqualifizieren zu müssen. Aber vielleicht ist er auch nur Bulgare und deutet unser Kopfschütteln als ein Ja …
Genug gefummelt, genug ineinander versunken, nun wollen wir wieder anderen in der uns eigenen Unerträglichkeit auf die Nerven gehen. An der Bar ist es seltsam leer. Ein weiterer Stubendurchgang zeigt, dass ein Paar sich in die Hundehütte verzogen hat und Herren in Scharen drum herum knien, nicht etwa, um den Schwanz hinein zu halten, sondern, um durch die dafür gedachten Löcher dem Spiel zuzuschauen.
Dies verleitet uns zu einem kurzen Abgleiten in die Philosophie. Kann eine Frau vor solchen Männern Respekt haben? Können solche Männer zu Mitspielern werden? Wir sind uns mal wieder einig und beschäftigen uns mit anderen Dingen: Was sieht der Süße doch geil aus! Und wie er wieder schaut! Und wie ist es wieder romantisch!
Die Herzen wollen uns übergehen – es wird wirklich zu unerträglich für die Umstehenden – und so begeben wir uns ins eigene Nest.
Romantik im Pornokino? – Geht das eigentlich?
Sollten wir hier nicht vielmehr zu geilen Allesfickern mutieren, immer darauf bedacht, dass Titten, Schwanz und Fotze von möglichst vielen Aspiranten gesehen und möglichst auch angefasst werden können?
Müssen wir hier nicht unsere Aufmerksamkeit auf andere ausweiten, dabei ein „Pornogesicht“ mit offenem Mund und feuchten Lippen – oben wie unten – machen?
Ist es eigentlich politisch korrekt, hier – zwischen den Martkwert-Testern, naturgeilen Stuten und Hengsten, Bivoraussetzungsmiezen (zugegeben, das Wort ist geklaut – aber gut) und ständig geilen stehenden Schwänzen – Gefühle zu zeigen?
Müssten wir nicht zumindest mitmachen beim *WirsinddochalleeinegroßeverruchteSwingerfamilie*? Geht doch gar nicht, dass wir uns dem und dem dazu gehörenden *hinterdemRückenHetzen* entziehen.
Wer sind wir denn eigentlich, dass wir das tun? Familie Arrogancia oder doch nur einfach verliebt??
Die Bar – 06.01.07
Ich wache vom Telefon auf. Meine Mutter. Sie macht mir ganz schnell klar, dass sie nicht mit Familie Arrogancia verbunden ist, sondern mit *FürHandlangertätigkeiteneingesetztesEinzelkind*, dem man flott mal einiges auftragen kann. Dazu noch Grüße an den „Kleinen“, der „noch gut 60 Њ auf den Rippen vertragen könnte“ und „seht zu, dass ihr was esst, Kinder“. Danke und tschüs.
Einschlafen kann ich jetzt eh nicht mehr. Ah, da war ja noch was – unsere tolle ranzwoche. Bei VZ rotiert die Besucherliste unseres Profils, aber natürlich traut sich keiner heran. Wer will sich auch schon mit Restposten vergnügen? Wir sind doch alles ganze Swinger in vollem Saft und Kraft und haben B-Ware nicht nötig!
Also gehe ich nach nebenan. Der Chat ist dort gut besucht, zwar immer fast zu schnell, aber heute geht’s. Kleiner Austausch über Clubs. Es geht um eine Swingerbar, in dem ich vor ewigen Zeiten mal war. Der Laden konnte nicht überzeugen, darum blieb es bei diesem einen Besuch. Gestern wären wir zwar fast hingefahren, die nicht mitgeführte Clubadresse und mangelnde Ortskenntnis in Aachen haben uns dann aber in bekannte Bochumer Gefilde geführt.
Plötzlich poppen nicht die Swinger untereinander, sondern bei mir mehrere Privatchatfenster auf. Paar X fragt ohne langes Zaudern, ob wir nicht mit in die Düsseldorfer Altstadt kommen wollen. Man sei dort im Café Y, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Ich schaue ins Profil – es gefällt. Aber was hilft’s? Der Süße schläft noch und ohne ihn will ich nicht entscheiden. Ich vertröste die beiden auf später. Paar Z teilt mir mit, dass man heute abend in die Swingerbar gehen will. Ob wir dazukommen wollen? Das gleiche Problem, der Süße schläft, ich will nix abmachen ohne seine Zustimmung. Vorsichtshalber tauschen wir aber schon mal Personenbeschreibungen aus und ich weise auch darauf hin, dass wir beide halb blind sind und schon mal Schwierigkeiten haben, wen zu erkennen. Ich schlage Paar X noch vor, auch in die Bar zu kommen, aber sie wollen in die Altstadt. Ok, dann halt nicht.
Der Süße wird wach und wir denken erst mal an anderes. Als wir uns wieder mit dem Date für den Abend beschäftigen, sind beide Paare offline. Das Ding in Düsseldorf finden wir eh nicht, wir entscheiden uns also für die Bar. Ein Gästebuch-Eintrag kommt uns gerade recht, die Leute scheinen nett zu sein und kommen aus Aachen. Drängen wir ihnen doch gleich mal einen Datevorschlag für diesen Abend auf. Sie wollen sich besprechen und abklären. Wenig später kommt ihre Zusage. Wir sind überrascht – spontane Swinger, dass es so etwas noch gibt!
Wir verweilen im Chat. Dort erfreuen wir uns an der Bayerin, die uns klar macht, dass uns im Leben niemand daten werde, weil wir immer so böse seien. Ich versuche mich in einer Lehrstunde über Sarkasmus und Ironie, merke aber schnell, dass ich Wikipedia-Perlen vor die Säue werfe und gebe auf. Ihr seid entschuldigt, Madame – oder Madl? – euch fehlt das Rüstzeug. Außerdem ist euer (Be)Gatter äußerst positiv aufgefallen! Er hat euch quasi mit rausgerissen.
Irgendwann beginnt der Süße zu nörgeln. Er will endlich los. Er wirft sich wieder in DIE Hose und setzt DAS Lächeln auf. Ich kann kaum mithalten, versuche es aber tapfer in brustfreiem Korsett und kurzem Rock.
Essen gibt’s bei Kentucky, zu mehr reicht die Zeit nicht – jaaaa, ich weiß, ich habe wieder viel zu lange gebraucht!
Nach uns stürmt eine Horde Basketballfans aus Ami-Land herein, die ich eher für ein Rugby-Team o. ä. gehalten hätte. Ich setze mich so, dass nur diejenigen, die den Tisch gegenüber belegen werden, Einblick nehmen können. Aber statt der erwarteten Ami-Jungs kommen Fans aus Dreschdn oder Leipschg. Ich lupfe den Mantel nicht absichtlich, aber einer der Herren erspäht wohl trotzdem etwas und ist nahe einem Herzinfarkt. Wir verlassen die gastliche Stätte und fahren weiter zu den Öchern.
Wir finden den Laden schnell, nicht ganz so schnell einen Parkplatz, aber auch den irgendwann und betreten die Stätte der Sünde. Ein flottes Mädel in Lack weist uns ein und fragt nach unseren Getränke-Wünschen. Das Publikum ist ähnlich gekleidet, wir sind endlich mal nicht overdressed. Nun finden wir auch unser Date – bzw. es findet uns. Vorab hatten sie schon ein anderes Paar angesprochen, aber wir zeigen ihnen schnell, dass zwei Meter dann doch noch mal einen Kopf größer sind. Nette Leute. Wir schwelgen in üblichem Swingerplausch – welche Clubs kennen wir, in welchen Foren sind wir, … Plötzlich finden wir uns in wildem Gefummel. Wie kam das denn, wir sind doch gar nicht so schnell? Ich spiele bisschen mit dem Schwanz des Paar-Herrn, der wider Erwarten ratz-fatz kommt.
Die gegenüber sitzende Dame müht sich redlich beim Süßen. Er ist impressed, sie findet auch DIE Punkte, so dass wir uns fragen, ob wir nicht einen Springfrosch in unserer Mitte haben. Aber noch weiß sie ja nicht, WIE langsam der Süße und ich sind.
Überraschenderweise steht der Schwanz meines Spielgefährten – siehst du, Süßer, so geht’s woanders – schon wieder. Sachen gibt’s!
À propos stehen – ich kann nicht mehr stehen. Zufällig werden gerade einige Hocker frei. Zwischen uns steht ein Stuhl mit einem eingelassenen Stahldildo, der mein Interesse weckt. Es wäre doch gelacht, wenn ich darauf nicht bequem sitzen könnte. Ein Gummi ist schnell drüber und ich lupfe mich darauf. Passt nicht ganz, ein – zwei cm fehlen an der Gemütlichkeit. Habe ich mir wohl immer zu viel auf mein Volumen eingebildet! Der Süße tröstet, dass der Dildo ja auch vollkommen falsch angebracht sei usw. usf. Es hilft ein bisschen, aber dennoch hadere ich etwas mit mir.
Nebenan verfolgen wir amüsiert folgende Szene: Ein Paar unterbricht das Fummeln und die Dame beginnt, umständlich ihre Strumpfhose auszuziehen. Erst das Lackröckchen weg, dann die Stiefel, die Strumpfhose, dann das Lackröckchen wieder an, die Stiefel – ja, langsam, einer nach dem anderen – an die nackten Füße und danach endlich weiter geil gefingert. Pornogesicht nicht vergessen bitte – ja, danke! Wie groß mag die Geilheit wohl sein?
Auf einem anderen Sofa sitzen vier oder fünf Damen aufgereiht wie im Kino oder Fingernagelstudio und verfolgen eine andere Fummelszene.
Der deutsche Swinger, gesittet und ordentlich, so mag ich ihn!
Mein liebster deutscher Swinger und ich entscheiden, dass es langsam Zeit für die Abreise ist. Verabschiedung mit der Hoffnung auf ein baldiges weiteres An- und Ineinandergeraten. Der Süße und ich plaudern auf der Heimfahrt – hach, was haben wir uns wieder lieb!
Nach dem Schlafen einen Gästebuch-Eintrag beim gegnerischen Paar mit Dank für den Abend. An Paar Z eine Nachricht mit dem Bedauern, dass wir aneinander vorbei gelaufen sind. Ihre Antwort kommt bald und erstaunt: Sie beschreiben uns exakt, wie wir aussehen, was wir an hatten und wo wir standen. Aber das wissen wir doch schon! Warum sie uns nicht einfach angesprochen haben, da wir sie ja offensichtlich nicht erkannt haben, verraten sie uns nicht.
Geheimnisvolle Swingerwelt …
genörgel – 07.01.07
c&s treffen sich eine woche mit allen paaren, die sich früh genug melden. und ignorieren dabei sämtliche potentiellen vorbehalte gegen entfernung, figur, sympathie, schönheit, orthografie, usw, usw, usw. welche verhaißung für interessante konstellationen!
ein jeder hätte sich melden können: diejenigen, die sowieso noch ein süppchen mit uns auszulöffeln gehabt hätten, diejenigen, die immer schon mal wissen wollten, ob wir wirklich so arrogant sind, diejenige, die uns schläge androhten, diejenigen, die uns schon mal live erlebten und immer noch nicht die nase voll haben, diejenigen, die einfach nur mal wen kennenlernen wollen, diejenigen, die mal ein gespräch jenseits des spargelröllchenhorizonts führen wollen, diejenigen, die in threads öffentlich verkünden, wir – oder teile von uns – seien zwar das letzte, uns aber dennoch gern mal life träfen usw.
stattdessen jedoch … gähnende vz-leweile … wir erhalten mails von irgendwelchen solos, die wieder mal nur halb gelesen haben, irgendwelche menschen, die uns schon kennen, wollen uns „aushelfen“, obwohl die süße „nicht so ganz ihr fall“ ist und ansonsten läuft nur unser profil vom vielen klicken heiß. nur eben … ohne arme keine kekse.
stellt sich die frage, ob wir zu bösartig für diesen illustren, familiären kreis der ach so verruchten sein sollten.
hmmm … wir kommen zu dem für uns schönen schluss, dass wir anderswo einfach viel weniger grund zum einhaken und draufhauen finden. da war doch diese werbung … für fisherman’s friends … thema gehakt.
wir beschließen zweisamkeit und sagen alles ab.
Zuschrift – 08.01.07
Ist am Tag 4 überhaupt noch ein ordentliches Angebot übrig? Oder die besten Sachen schon weggegrabbelt?
Wenn ich mir heute etwas aussuche, kann ich das zurücklegen lassen und später abholen?
Gibt es eine Gewährleistung?
Wie sehen meine Umtauschrechte aus, wenn es nicht passt?
Unsere Antwort:
tag 4: das angebot war noch leidlich und intakt – nur das gegenangebot war … nunja …
zurücklegen geht leider nicht, wir bedauern.
es gibt eher eine gewehrleistung – aber auch nicht für alle.
wie immer ist reduzierte ware vom umtausch ausgeschlossen.
wir hoffen, ihnen geholfen zu haben und sehen ihrem einkauf mit freude entgegen.
Der Führer kam nicht – 09.01.07
Ein besonderes Date, quasi der Höhepunkt der tolle ranzwoche. Der Führer! Wir bügelten und schniegelten uns und unsere Kleidung, fuhren rechtzeitig los – mit dem „guten“ Auto … und als wir ankamen, teilte uns eine seiner Adjutantinnen mit, der Führer sei nicht gekommen. Ab morgen sei ER für uns da. Ernüchterung macht sich breit. Erst mal etwas essen. Danach haben wir dann was anderes gemacht…
Der Führer war da – aber kam nicht … – 10.01.07
Endlich ist der Tag der Tage da, der Führer erwartet uns. Wir haben natürlich – nach dem Fauxpas gestern – längst Plätze reserviert und harren der Audienz freudig erregt.
Am Nachmittag geht noch die Mail eines Paares ein. Sie wollen uns treffen, möglichst noch an diesem Tag. Nach den Regeln der tolle ranzwoche müssten wir auf das Dategesuch eingehen. Allerdings – der Führer geht vor! Unser Vorschlag: Sie schließen sich uns an.
Sie antworten flott und wollen wissen, ob wir danach „frech ausgehen“ wollen. Außerdem wollen sie mit uns telefonieren, weil das „ja einfacher“ sei. Nun, ich kenne viele Leute, die der Meinung sind, wir könnten ruhig mal etwas weniger frech sein, aber ob die das gleiche meinen wie dieses Paar hier?
Wir schreiben ihnen, dass wir viel schneller tippen als sprechen können und nicht besonders frech beim Ausgehen sind. Außerdem drängt die Audienz mit dem Führer, wir wollen los! Wir fügen noch flott eine Personenbeschreibung (er 2 m groß, sie mit roten Haaren), damit sie uns finden, wenn sie mit wollen, und senden die Mail ab.
Sie reagieren etwas eingeschnappt und wollen mit uns telefonieren. Alles andere wäre ihnen zu „unkonkret“. Außerdem sei er kein kleiner Wicht.
Hallo? Sind wir so schwer zu verstehen? Ich nehme dem Süßen den Laptop aus der Hand und schriebe Klartext. Wir benötigen keinen Telefoncheck. Entweder, sie schließen sich uns an oder sie lassen es bleiben. Und nein, wir sortieren Männer auch nicht in Wichte und Nicht-Wichte.
Wieder Erwarten antworten sie noch mal und teilen mit, dass sie jetzt auch losfahren.
Wir fahren zur Audienz. Stilecht und passend für dieses Erlebnis werden wir vorab zum Sektempfang gebeten. Ein Herr liest aus den Erlebnissen eines gewissen Schlomo H. und ohne weitere Verzögerung geht es weiter: Endlich kommt der Führer!
ER unterhält uns – wenn auch ungewohnt mainstreamig – aufs Beste. Auch versäumt ER nicht, für uns zum Harmoniumspiel zu singen.
Wir sind, auch wenn wir seine gewohnten anarchischen Spitzfindigkeiten vermissen, beeindruckt. Allerdings wird unsere nächste Audienz gewiss beeindruckender. Man hörte, ER wird Feuer ficken …
Der nicht zitierbare Paul – da wir auf du und du mit ihm sind, nennen wir ihn Juppes – gefällt. Das ist mal ein echter Herren-Rheydter!
Die Audienz ist beendet. Erst mal zur Toilette. Der Liebste hat zwischenzeitlich eine Begegnung der dritten Art. Alte Damen wollen ihn nicht etwa ehelichen, sondern verwechseln ihn mit seinem Bruder. Und das nach 30 – der Liebste sagt mir gerade, es seien 20 Jahre; obwohl er ansonsten mit seinem Alter kokettiert, will er heute wohl auf jugendlich machen – Jahren in der Ferne!
Nun spricht uns auch das Paar an. Wir beschließen einen gemeinsamen Kaffeehausbesuch. In der Lokalität kümmern sich die Herren und die Mäntel. Ich stehe in der Nähe der Dame und stelle mit Schrecken fest, dass ihr Eigengeruch nicht so neutral ist wie ich’s mir gewünscht hätte. Aber erst mal egal, vielleicht ist sie starke Raucherin und außerdem stehen die Stühle nicht allzu nah beieinander.
Noch ehe wir alle sitzen, hat uns der Paar-Mann mit der Tatsache vertraut gemacht, dass er selbstständig ist. Im weiteren Gesprächsverlauf werden keine fünf Sätze vergehen, ohne dass er diese Information wiederholt.
Wir beginnen mit üblichem Swinger-Talk. Welche Clubs mögen wir, wo gehen wir noch hin, … das Übliche, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Aber hier klappt es nicht. Ein Beispiel: „Wir waren neulich mal im Club im Bergischen.“ – „Ja, Club im Bergischen. Waren wir auch, hat ihr nicht gefallen. Der Besitzer des Clubs ist ja selbstständig. Ich habe übrigens auch eine eigene Firma.“ Noch eins? „Für Forum X benötigt man ein Altersverifikationssystem.“ – „Ja, Altersverifikationssystem, ich habe meinem Admin gesagt, der soll das alles für mich installieren. Er hat auch sofort gesagt ‚Mach ich, Chef.‘ In meiner eigenen Firma habe ich ja keine Admin-Rechte. Dafür sind bei uns viel zu viele Angestellte. Hatte ich erwähnt, dass ich eine eigene Firma habe?“
Die Unterhaltung quält sich dahin. Insbesondere, da der Süße den Schwanzlängenvergleich nicht mitmacht. Wir fahren eben einen orangen Kleinwagen, sind Hilfsarbeiter und nutzlose Hausfrau und langweilen uns vor uns hin. Natürlich teilen wir nicht das aufregende Leben des gegnerischen Paars.
Endlich kommt das Essen. Unser Gegenüber ist nicht zufrieden und ergeht sich in Schilderungen über Fertigsaucen. Hier sei nämlich alles Systemgastronomie. NEIN! Das hätten wir von einem Bistro, das einer deutschlandweiten Kette angehört ja NIE vermutet. Und die Fritten werden hier tatsächlich nicht frisch aus Kartoffeln geschnitzt? Und die Saucen sind auch schon fertig? SKANDAL!
Wir verstehen die beiden. Sauer eingelegte Tapas würden wir auch zurück gehen lassen, wenn sie sauer schmecken. Denn normalerweise sind sie in Olivenöl eingelegt. … eben nur nicht, wenn sie sauer eingelegt sind.
„Du hast eine eigene Firma? Nein, ist ja kaum zu glauben. Nö, hast du noch nicht erwähnt.“
Das Gegenüber versteht weder unser Understatement, noch unsere Ironie, und gipfelt in einem Bericht über seinen Besuch beim Wirtschaftsminister. Ein Bekannter von mir spricht immer von seinem Wirtschaftsminister, wenn er über seine Frau redet. Bei unserem Gegenüber hier habe ich eher den Eindruck, er meint seine Mutter.
Wir beenden das Treffen nun lieber. Ich kann dem Süßen erfolgreich signalisieren, dass wir den abschließenden Kaffee lieber bei McDonald’s einnehmen – alleine.
Die Verabschiedung verläuft kurz, aber schmerzlos. Schmerzvoll wohl beim Gegenüber. Wir haben ihn nicht gefragt, was er denn nun genau beruflich macht und er konnte uns weder von seinem Jahresgehalt noch von seinem goldenen Toilettenpapier berichten …
McD ist amazing. Hier erfreuen wir uns an meinem Top, dass auf dem Tisch liegt und ergehen uns an einem kleinen Rollenspiel. „Shark, ist das hier Systemgastronomie?“ – „Nein, Copper, aber hörtest du, dass ich selbstständiger Ficker bin?“
Welches Glück, dass wir uns haben und uns nicht mit solchen Menschen langweilen müssen …
Am nächsten Tag kommt das haitere Nachspiel. Man teilt uns durch die Blume – oder was Leute, die so riechen darunter verstehen – relativ unverständlich mit, dass wir Nogo sind. Wir wussten es ja schon immer!
Uns bleibt der Führer …
Rest posten – 11.01.07
Der Süße wird noch erkannt. Ein Grund, häufiger in diesen schönen Ort zu fahren. Wir verbinden dies mit einigen Terminen. Danach haben wir noch Lust auf einen besinnlichen Ausgang des Abends.
Wir landen im üblichen Pornokino. Glücklicherweise ist heute Donnerstag, so dass wir dem Paar, das uns auf unseren Hinweis, dass wir beim ersten Date nicht anlaufzeitfrei „herumgeilen“ und „sexeln“ wollen, nicht – wie sie uns jovial vorschlugen – „zufällig“ dort begegnen werden.
Aber der übliche Kassenwart ist auch heute wieder da. Wie immer erwähnt er, dass wir uns von seinen Durchsagen, wenn der Laden geschlossen wird, nicht abhalten lassen sollen. Genau, werden wir auch nicht. Wir werden dann wie immer rasend schnell abhauen, um zu verhindern, dass er unser Bleiben als Einladung sieht, mitmachen zu dürfen … Auch, wenn er sich heute mit einem O-Ring (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/O-Ring) geschmückt hat.
Wir wollen einen Film, wir wollen Getränke! Die Getränke sind schnell gefunden, beim Film dauert es etwas. Ich will den Meister oder zumindest Buttman. Wir stolpern über „Außer Ficken nix im Kopp“. – Warum sollten wir einen Film über uns anschauen wollen? „Ausgemergelt und durchgefickt“ wollen wir auch nicht – uns ist nicht nach Reiseberichten jetzt. Was unsere „gierigen Omas“ in ihrer Freizeit machten, interessiert uns ebenso wenig wie „geile Teenie-Mäuse“ und ob sie’s „tut“ oder „nicht tut“, ist uns auch leidlich egal. Was überhaupt?
Der Meister ist hier nicht häufig vertreten, schon gar nicht Klassiker wie die seines ersten Treffs mit Kelly oder Sandy. Wir nehmen, was wir kriegen können und gehen nach unten. Bei Übergabe des Schlüssels für den Paare-Raum teilt uns der Wart noch mit, dass bereits ein anderes Paar anwesend sei. Mal schauen.
Eine Dame kommt uns direkt entgegen, während wir noch beim Aufschließen sind. Gibt es Pidgin-Deutsch? Nach ihren ersten Worten bin ich davon überzeugt! Jeder Einwanderer der ersten Generation würde sich für diese Vertreterin der dritten Generation schämen, wenn es denn eine wäre. Wir befürchten, ihre Vorfahren lebten schon immer in unserer schönen Gegend …
Im Paareraum sieht es aus wie auf einer Müllkippe. Erotische Socken, ehemals weiße Cowboystiefel und anderes Zeug – von der Hälfte wissen wir nicht mal, wozu man es überhaupt benötigt – liegen quer verteilt auf den gesamten – schätzungsweise 60 qm. Wider Erwarten fangen die Klamotten nicht von selbst an zu laufen. Aber es wird uns versprochen, gleich aufzuräumen. Passiert auch und nun sehen wir, dass es sich um zwei Pidgins mit passender männlicher Verstärkung handelt. Der Kassenwart ist wohl auch nicht der Held des Zählens … Wir fangen langsam an, fest davon überzeugt, dass die anderen eh bald weg sind. Die Pidgins sehen danach aus, dass sie nicht nach Zeit bezahlt werden, sondern Stücklohn erhalten.
So ist es auch, aber vorab erfreut man uns noch mit einer Diskussion über stinkende Socken der Pidgins, ihren dreckigen Unterhosen, usw. Macht das den dazu gehörenden Herren an? Man merkt ihm nichts an. Er hält sich derweil ruhig und schlüpft in sein Altherren-Hemd aus Feinripp. Es gibt noch ein paar Erinnerungsfotos per Handy und weg sind sie.
Wir huldigen dem Meister. Heute ist er uns etwas unverständlich. Er zog es vor, seinen Film in seiner Muttersprache zu gestalten. Die für diese Art Kunst notwendigen Vokabeln hatten wir beide nicht im Italienisch-Unterricht. Erschließt sich uns die Handlung darum nicht ganz? Die Herren scheinen ein kleines Ratespiel zu machen. Sie nehmen Damen mit und raten dann, welche in Wirklichkeit Herren sind. Der Meister liegt natürlich immer richtig und fickt die anderen, wobei’s ihm früher doch immer egal war.
Ein Klassiker wird das nicht.
Ich bin zwar nicht Kelly, aber ich will trotzdem was erleben!
Der Süße kümmert sich und schon bald folgt nicht das erwartete Juchzen, sondern anhaltendes Schreien.
Ab nach Hause. Gut, dass wir uns keiner so richtig haben wollte in dieser Woche. Süßer, du hast da noch ein Preisschild. Komm, ich mach‘ es dir eben ab …
fazit
1 nettes paar erstmals, aber nicht letztmals getroffen
1 anscheinend nettes paar kurz gesehen und vertagt
1 paar live erlebt und dabei etwas über paareforenmitglieder gelernt
1 3er-kombi gezwungen zu erleben – ohne verabredung
2 wiederauffrischungen von trashigen eindrücken – ohne verabredung
nunja …
sagen wir … es war in toto eher interessant ob der klickenden nichtannehmer des angebots, als dass es lust macht, bei vz baldigst ähnliches nochmals zu starten. aber immerhin gibt es menschen, die uns und unseren humor verstehen, auch wenn sie unfreiwillig protagonisten unserer threads wurden.
11.01.07
Nachschlag
Das Paar mit eigener Firma meldete sich im Anschluss noch mehrfach, um mit uns „frech“ auszugehen. War ja klar. Auf ein Treffen haben wir aber verzichtet und sie nur zufällig in diversen Clubs der Umgebung gesehen.
Jahre später läuft im TV so eine Pseudo-Dokumentation, in der sich mehrere Kandidaten um einen Job bewerben. Heute sind Fleischereifachverkäuferinnen dran. Das Metzgerehepaar kennen wir doch irgendwo her … Ach, guck! Stimmt, für so ’nen Laden benötigt man natürlich einen eigenen Admin! Und dass sie geerbt und er nur eingeheiratet hat, war auch vorhersehbar.
Noch ein paar Jahre später tauchen die beiden unter altem Namen im Chat einer anderen Community auf. Der Süße fragt noch mal nach …
14.04.15
Sytemerpresser
Wir sind im Club. Und wer kommt da ziemlich spät um die Ecke? Genau, die Metzgerin. Sie ist mal wieder ausstaffiert wie ein Zirkuspferd, trägt 75-Euro-Strümpfe, aber leider immer noch keine angenehme Ausstrahlung zur Schau.
Interessanterweise hat sie einen anderen Mann dabei; unauffälliger Typ. Scheinbar spricht er nicht über Firmen. Dennoch legen wir keinen Wert auf ihre Nähe.
Zu Hause ergibt eine kurze Community-Recherche, dass das ehemalige Profil der beiden, „kaviarbrötchen“ nirgendwo mehr existiert. Aber dank Trash-TV kennen wir ja noch ihren Namen und den ihrer Firma. Ach, interessant. Die beiden wurden wegen Erpressung ihrer Mitarbeiter verurteilt. Die Firma wurde danach flott dem Sohn überschrieben und „Herr kaviarbrötchen“, der sowieso nur eingeheiratet hatte, geschasst.
Ob er bei aktuellen Dates erzählt, dass er mal ’ne Firma hatte?
Klar, dass wir jede Pointe mitnehmen, aber jetzt mal ohne Spaß:
Alle Personen, die in unseren Geschichten vorkommen, werden verändert dargestellt. Entsprechend hießen „kaviarbrötchen“ gar nicht so und waren gar keine Metzger, sondern in einer ähnlichen Branche tätig. Der Rest stimmt allerdings.
Wir haben damals unangenehm angeberische Leute angetroffen, nicht unsere Kragenweite, aber mögen sie sein, wie sie wollen. Wer allerdings seine – teilweise minderjährigen – Angestellten im Billiglohnbereich massiv einschüchtert und zur Unterzeichnung von irgendwelchen, mit Strafgeldern verbundenen, Aufhebungsverträgen erpresst, ist uns so widerlich, dass wir froh sind, niemals näheren Kontakt mit ihnen gehabt zu haben.
Sie wurden zu hohen Geldstrafen verurteilt und haben vor Gericht einen so guten Eindruck hinterlassen, dass der Richter sie als „selbstherrlich und überheblich“ bezeichnete.
Dem können wir uns anschließen.
Hoffentlich sind auch die Bewohner ihrer Stadt schlau genug, zukünftig woanders ihre Krabbenbrötchen zu kaufen, so dass dieses Pack seine Strümpfe zukünftig nicht mehr durch die Abzocke der Leute, die sowieso schon wenig verdienen, finanzieren können.
07.09.2015