im yachtclub auf dem trockenen

yachtauf unserer to-do-liste steht seit langem ein paareclub, der von seinen besuchern hoch gelobt wird, was neugier schafft. jedoch blieb bislang unser besuch dort aus zwei gründen aus. zum einen lockten andere etablissements mehr und zum anderen empfinden wir einen eintritt von 90, mit rabatt 80, euro als eher grenzwertig, zumal der club nicht gerade um die ecke liegt. ab 90 euro kann man sich auch im plaisir-für-vier umtun – und wir zweifeln, dass es der yachtclub auch nur annähernd damit aufnehmen kann.
nun gut. heute abend haben wir zeit, ausgehfreude und es sind auch noch ein paar euro vorhanden. langen brainstormings kurzer sinn: wir fahren in den yachtclub.

das navi bekommt die adresse und behauptet, den weg zu kennen. wir vertrauen ihm, wohl wissend, dass es einen für eine zeitersparnis im millisekundenbereich auch gern schon einmal über feld- und forstwege zu leiten sucht.

lange fahrzeit später meldet es zuverlässig, dass wir unser ziel erreicht hätten. wir schauen uns um und sehen nur eins: westerwald ohne ende. der yachtclub wird sich doch wohl nicht in jener dicken buche verstecken – oder gar hinter dieser dünnen erle.
da sich unsere technikgläubigkeit in recht engen grenzen hält, fahren wir einfach mal weiter und beschließen, dass wenn wir den club nicht innerhalb von 5 km auf dieser straße entdecken, wir lieber noch einmal in den club in halbweitweg fahren.
etwa einen kilometer später jedoch erhebt sich die gesuchte baulichkeit rechter hand.

wir parken – und sind ob des vollen parkplatzes angetan. es scheint eine menge los zu sein. dann also hinein ins vergnügen. wir gehen dahin, wo wir den eingang vermuten, werden aber enttäuscht. so ist das mit in der dunkelheit leicht zu übersehenden wegweisern. den eingang finden wir schließlich auf der rückseite an einem anbau.
also hinein und den obolos entrichten.
die schlüsselvergabe erfolgt bewusst. hintereinander ankommende paare erhalten keine fortlaufenden nummern. somit entsteht auch kein gedränge an den spinden. ein angenehmer auftakt. auch dass man uns keine zwangführung aufdrückt, empfinden wir als angenehm.
der umkleidebereich entspricht dem üblichen naja – zweckdienlich eben. wir sind aus dem benachbarten ausland netteres gewohnt.

wir durchlaufen einen gang in richtung aufstieg zum eigentlichen geschehen. anheimelnd. erdige farben vermitteln eine warme atmosphäre.
oben angekommen gelangen wir zum barbereich mit kleiner tanzfläche. auch hier spiegelt die farbwahl des interieurs wohlbefinden. die musik leider etwas weniger. man chartet.
natürlich fehlen auch nicht menschen, die sich mehr oder minder treffsicher im takt bewegen. nun gut – wir holen uns kaltgetränke und inspizieren das vielgepriesene buffet.

enttäuschend. viel zuviel fleisch, selbiges viel zu fetthaltig, keine überraschungen – einfach deftige hausmannskost und ein wenig salat. für vegetarier ist es vollkommen ungeeignet; aber auch für die normalverköstiger – wer bewegt sich denn nach schwerer kost noch leichtfüßig auf tanzfläche oder matten? für uns wieder einmal ein typischer fall von nicht mitgedacht. das ausland ist diesbezüglich weiter. vielleicht sind aber auch die gäste dort einfach weiter. menschen mit schönen namen trifft man dort erheblich seltener an.

wir schauen uns die spielräume an. alles sehr hübsch anzuschauen. hier wird man freude aneinander – und ggf an anderen – haben können und sich wohlfühlen. ein raum bietet ein (unberuhigtes) wasserbett. passend dazu das beigestellte aquarium, dem allerdings sowohl ein auffüllen mit 10-15 litern sowie eine intensive algenentfernung gut zu gesichte stünden. ansonsten gibt es auch hier wenig überraschendes; ein hübsches kino erschlägt durch schiere größe. aber insgesamt macht der yachtclub einen etwas solideren und gepflegteren eindruck als das ähnlich wirkende gasthaus im bergischen (welches dafür kulinarisch eher überzeugen kann).

wir gehen zurück an die bar. diesmal werfen wir einen dezidierteren blick aufs feiernde volk. das eine oder andere gesicht kommt aus profilen bekannt vor – aber gesuchter kontakt ist, zumindest jetzt, auch nicht vonnöten.
wir entdecken ein uns aus einem anderen club bekanntes paar. soso – der herr feiert gerade seinen geburtstag. war ja damals sehr nett zusammen, man könnte ja auch einmal gemeinsam ins benachbarte ausland fahren; wenn wir damit etwas gas geben, sogar zu einer geldbeutelschonenden horoskop-party. fein, abgemacht.
das nageln mit köpfen gefällt uns – es ist weit seltener innerhalb der szene verbreitet als früher vermutet.

wir gehen spielen – miteinander, und nur miteinander. es reizt heute wieder einmal nichts und niemand wirklich dazu, das zu anders zu handhaben.

eine weile später finden wir uns erneut im barraum ein und laufen in eine hier anscheinend öfter gegebene tombola hinein. na klasse. genau das, was wir schon immer als essentiell für einen gelungenen clubabend erachteten. man könnte meinen, wir seien beim sommerfest der kaninchenzüchter gelsenkirchen-buer. die tombola erfolgt durch ziehen von spindschlüsselnummern. es gibt sekt, einen freien eintritt und eine obskure membercard, die 50% auf alles („außer auf tiernahrung“ möchte man fast vervollständigen) verspricht. wir lassen die anderen ihre verlosung zelebrieren und wenden uns unseren getränken und einander zu. wir erörtern, dass wir den club zwar insgesamt annehmbar finden, er uns aber keinesfalls den hohen eintrittspreis wert ist und wir sicherlich nicht so schnell wiederkommen werden – falls überhaupt. als wir gerade diskutieren, ob es im dating-fall ausnahmen geben könnte, tritt plötzlich stille ein … man hört nur noch den chef am mikro irgendetwas sagen. die anwesenden schauen sich irgendwie ratlos um und gegenseitig an. genaueres hinhören eröffnet uns, dass unsere nummer gerade gezogen wurde. urghs. die süße will die hand nicht heben; ich auch nicht. als aber der chef damit droht, dass dann eben nochmal gezogen wird, kommen wir zu dem schluß, dass eine flasche sekt nicht schaden kann und machen uns bemerkbar.

die menge scheint ein wenig ratlos, dass wir nicht in frenetischen jubel ausbrechen, widmet sich aber dann irgendwann dem weiteren geschehen, so wie wir uns wieder unseren getränken und einander. im weiteren stellt sich heraus – zugegebenermaßen folgen wir nunmehr mit halber aufmerksamkeit – dass nun die ausgelosten in der reihenfolge ihrer ziehung einen umschlag wählen können. paar 1 wählt, paar 2 wählt … und der dritte umschlag ist folglich unser. aha. damit können wir leben. der chef öffnet für paar 1 und verkündet, dass der freie eintritt gewonnen wurde. es wird geklatscht. selbiges procedere für paar 2 – sie gewinnen, ebenfalls beklatscht, die flasche sekt. bleibt für uns – und wer außer uns hätte es wirklich verdient – die ominöse membercard.
50% auf alles – traum jeden haimwerkers. angesichts unserer leicht zerknirscht-verdatterten minen, hält sich das klatschen in grenzen. wenigstens DAS!

der rest des abends verläuft weitgehend ungestört und wenig spektakulär. irgendwann ist eben feierabend und wir machen uns auf den haimweg.

auf diesem sinnieren wir über das uns ereilt habende „glück“ – nach wie vor hätte uns der sekt oder der freie eintritt mehr gelockt. nun kam es anders, und wir müssen sehen, wie wir damit klar kommen. die 50% auf den eintritt senken jedenfalls die vorbehalte deutlich. für diese preisklasse ist das gebotene ordentlich. leider ist aber dadurch die entfernung keine geringere. wir werden also dennoch recht selten im yachtclub feiern. für dates südlich von köln gewannen wir eine location hinzu. das freut, auch, wenn dates in dieser ecke bislang seltenheitswert besitzen.

es stellt sich die frage nach unserer korrumpierbarkeit: sind wir gewillt, den club aufgrund des gewinns besser erscheinen zu lassen, als wir ihn ursprünglich fanden? einhellig verneinen wir.

19.03.08

 

Update: 2010 fand ein Betreiber- und Konzeptwechsel statt.

 

Bewertung nach Schulnoten von 1 – sehr gut – bis 5 – mangelhaft

  • Ambiente: 3
  • Sauberkeit: 3
  • Leute: an Verlosungsabenden (1 x im Monat): 3 / sonst: kaum Leute da
  • Stimmung: 3
  • Essen: 3
  • Preis/Leistung: zum Normalpreis 4
  • Visits: > 5
  • Vote: neutral

 

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