… am Rande der Stadt
schloss gernegroß
anfang dezember 2007 beschließen wir angesichts eines urlaubs im deutschen südosten, das neue jahr auf der eröffnungsparty des neuen paareclubs „schloss gernegroß“ in der nähe einer sinnvollen rückreiseroute zu begrüßen. das schloss gernegroß ist die dependence eines unserer lieblingsclubs „mercedes“ im osten, welcher sich durch erstklassigen service, ausgesprochen angenehme räumlichkeiten, hinreißender beschallung und exquisiter küche auszeichnet. wir liegen zwar mittlerweile nicht mehr in der mitte der dortigen altersgruppen, fühlen uns dort aber nichtsdestoweniger pudelwohl – besonders, wenn wir den einschaltknopf des whirlpools mal wieder finden (oder erfolgreich ortskundige um hilfe ersuchen).
wenn das mercedes nun noch eine reine paarelocation zusätzlich anbietet, kann das eigentlich nur DER knaller im südosten sein.
die homepage lässt jedenfalls grandioses erahnen – es sieht dort umwerfend aus. ein eher klassisches ambiente; genau unsere kragenweite – trotz neubaus.
für das silvesterevent sind internationale spitzenköche für die maximal 150 paare avisiert. da der des mercedes selbst schon ein ausgezeichneter koch ist – man isst dort à la carte – muss das gaumenkitzel pur werden. natürlich sind qualitativ hochwertige speisen und getränke nicht der wirkliche hauptgrund zum besuch einer solchen veranstaltung, werden aber als add-on und entscheidungshilfe gern genommen.
kurz: unsere erwartungen sind ähnlich hoch wie der preis der veranstaltung für die deutsche clubszene zu silvster.
wir beobachten die sich füllende anmeldeliste mit freude. schließlich lebt eine party von den anwesenden menschen. das einzugsgebiet scheint riesig: alle neuen bundesländer sowieso, aber auch viele anmeldungen aus den alten. das mercedes hat einen sehr großen fankreis – entsprechend die resonanz.
irgendwann ist die veranstaltung vollends ausverkauft; 2 letzte karten wurden noch bei i-bäh versteigert und deren erlös dem tierpark in schönstadt gespendet.
am vortag reisen wir in schönstadt an und beziehen unser hotelzimmer. die süße kennt schönstadt noch gar nicht, also bummeln wir durch die beeindruckende innenstadt mit ihren zahlreichen historischen stätten. wir finden auch einige interessante läden, einer zb führt 180 absinthe im angebot, die wir uns für den folgetag vornehmen. hunger führt uns in ein südasiatisches restaurant. dort machen wir die erfahrung, dass man in böse fallen laufen kann, sofern man die jeweilige küche nicht gut kennt – „native hot“ ist definitiv nicht überall gleich, sondern bietet interessante interpretationsspielräume. unser verköstiger der wahl nutzt selbigen reichlichst – was in folge zu ungewohnt hohem lassi-verbrauch führt.
dennoch sind wir hochzufrieden mit dem mahl. einziger minuspunkt ist die autonome tip-anpassung durch das personal.
am 31.12. erwachen wir früh genug für die vorgenommene shoppingtour und machen uns ans werk.
nach geschäftsschluss entscheiden wir uns zu einer spazierfahrt, bevor wir uns im hotel ans aufhübschen machen. leider verabschiedet sich die sonne sehr rasch – es wird trüb und nasskalt. selbst im geschützten auto nur ein halbes vergnügen. wir entscheiden uns dazu, das schloss gernegroß noch bei tag vorab in augenschein zu nehmen. wir verfahren uns gerne – dann aber lieber jetzt als später.
das navi führt uns – ins nirgendwo. fataler fehler: wir gaben die plz statt des ortes ein. hier im dorf gibt es zwar gänse auf den straßen, aber keinen swingerclub. nicht einmal der straßenname stimmt, was wir durch den fund eines hier anscheinend eher unüblichen straßenschildes entdecken. er ist zwar ähnlich, aber dennoch falsch.
wap-sei-dank erfahren wir aber die richtige adresse und machen uns auf den weg ins dorf nebenan. dort finden wir auch in der tat auf anhieb die korrekte straße, aber nichts, was dem foto des schlosses im netz entfernt ähnelt. einzig ein kleines landhotel „zum kranken baum“ weist eine gewisse ähnlichkeit auf.
wir durchfahren den flecken und brausen durch die pampa. einige kilometer später, nachdem nichts clubähnliches auftauchte, wenden wir und fahren zurück.
zurück im flecken sehr langsam – vielleicht übersahen wir ja etwas. und in der tat: auf dem kleinen parkplatz des landhotels sehen wir zusätzlich aufgehängte schilder, auf denen der erwartete schriftzug „schloss gernegroß“ zu finden ist.
irritierend, dass „zum kranken baum“ augenscheinlich in betrieb ist … und so gar nichts schlossartiges an sich hat – wir werden es ja später en detail sehen.
jetzt steht aber erst einmal ein hotelaufenthalt zur vorbereitung der party an.
während des aufhübschens stellt sich leichter hunger ein – wir widerstehen jeglicher versuchung angesichts der bevorstehenden schlemmerei.
irgendwann sind wir bereit zum aufbruch und enteilen gen etablissement der genüsse.
der hotelparkplatz ist voll, entlang der straße wird wild geparkt – die anmeldeliste scheint nicht getrogen zu haben. wir betreten das hotel und landen vor einem luk mit dahinter befindlichem concierge. der herr ist ansehlich herausgeputzt; selbst eine schärpe fehlt nicht. das entrée erinnert an das von uns hochgeschätzte plaisir-für-vier im ausland. soweit also alles im grünen bereich.
leider hält der umkleidebereich bei weitem nicht mehr stand. winzige halbspinde in einem kleinen raum; im gedränge ziehen wir uns mühsam um.
es gibt einen dresscode: keine unterwäsche in den unteren räumen – also etwas netter. das freut – badelatschen zählten noch nie zu von uns bevorzugtem outfit – sie schwächeln einfach in ihrer erotisierenden wirkung … und schaffen eine unheimliche geräuschkulisse der dritten art im gange.
wir betreten einen langen flur, mittig ausgebuchtet – linker hand eine kleine bar und das treppenhaus zu den oberen etagen. rechts die bar mit tanzfläche, aus der uns partylärm und musik entgegenschallt. ein flüchtiger blick auf die umlagerte bar und wir beschließen, zuerst einen blick auf alles en detail zu werfen. die schmalen, langen flurflügel lassen anklänge unangenehmer erinnerungen an die „schnellfickeria“ aufsteigen, sind aber anheimelnder gestaltet als im ruhrpott. zuerst erwischen wir den flügel, in dem es zu duschen, wc und unteren spiellandschaften geht. 18 räume sind angekündigt; wir sind gespannt. der erste raum wird durch einen kurzen querflur erreicht. darin eine bank und eine gegenüberliegende kleinere spielwiese – queensize etwa. nett, aber nichts besonderes. der hauptraum: ein hellgrün gestaltetes gemach in orgiengeeigneter größe – wirklich klasse mit seinem barock-look und den schweren tapeten – überzeugend.
der nächste raum: ein kleines sm-studio mit bank, einfachem andreaskreuz und kleiner spielecke. auch hier eine kleine queensize-matte im querflur, abgetrennt vom hauptraum.
gegenüber: wiederum eine große orgienspielwiese, diesmal mit kleinem eckpodest, mit durchbruch zum nächsten raum und in rot. auch wieder sehr ansprechend und liebevoll eingerichtet. der raum hinter dem durchbruch beinhaltet ein hochpodest von 8 -10 qm mit darunterliegender gleichgroßer „spielhöhle“.
soweit dieser flügel. wir gehen an der kleinen sektbar vorbei nach oben. dieser weg führt über eine kalte, ungedämpfte typische hoteltreppe – ein stilbruch. und das laute getrappel auf der treppe in verbindung mit ungedämpften unterhaltungen … wahrscheinlich alles andere als stimmungsfördernd in den oberen räumen.
wir stehen in einem hotelflur. nur in eine richtung geht es weiter – wenn auch nicht sehr weit. nach rechts und links öffnet sich je ein raum – groß, hübsch und wertig gemacht … und kalt.
wir gehen wieder nach unten – es wartet ja noch der zweite flurflügel.
vorbei an tanzboden und umkleideraum folgen weitere toiletten, eine kleine kleine bar und zwei speiseräume. anscheinend raucher und nichtraucher. auch angenehm. im rechten nichtraucherbereich befindet sich das buffet. wir schauen uns an. im mercedes biegt sich der tisch des buffets trotz des zusätzlichen essens à la carte. hier herrscht eher übersichtlichkeit. einige wenige halbleere platten mit häppchen; im hintergrund drei rechauds.
vielleicht ist das ja noch das vorgeplänkel – es ist schließlich noch sehr früh am abend und wir kennen einige clubs, die erst später auftischen.
da eh alle plätze belegt sind, gehen wir zuerst einmal richtung bar/tanzboden. partypeople – nicht unsere bevorzugte umgebung, aber das wussten wir zuvor. und es gibt nahezu immer auch sehr nette leute darunter. der raum ist hübsch eingerichtet, auch wenn es ein paar stilbrüche gibt. ein anschließendes nebengemach offeriert weitere sitzgelegenheiten – etwas außerhalb des direkten beschallungsbereichs.
es sind zwar bei weitem keine 18 räume, selbst wenn man die queensize-spielwiesen mit einrechnet, aber wir sind heute nicht kleinlich und gestehen auch mal ein verschätzen bei fertigstellungsterminen zu.
wir versuchen uns an der bar. dahinter stehen zwei menschen, zeitweise mit aushilfe drei … und haben bei allem einsatz nicht den hauch einer chance, dem andrang von 300 personen nachzukommen. es dauert also erheblich, bis wir etwas flüssiges zu uns nehmen können. die erzwungene eile wirkt sich leider nicht positiv auf die cocktails aus; auch das kann das mercedes um längen besser.
wir verweilen ein wenig, betrachten die leute, wundern uns erheblich über eine ungestalt in unterbüx mit badelatschen an der bar und lauschen der musik. der dj spielt sich anscheinend gerade erst ein; noch trifft er den nerv nicht und mäandert sich durch die diversen genres. er ist jung und schaut ein bissl punkig aus – dem aussehen nach darf man auf besserung hoffen.
genug geschaut – wir haben jetzt hunger und gehen richtung restaurantbereich. erschreckend nehmen wir mini-pizzen im vorraum wahr. das vorher schon sehr übersichtliche buffet ist mittlerweile nahezu völlig kahl, die rechauds fast leer. es sitzen immer noch die selben menschen an den tischen wie zuvor. die selben, nicht die gleichen. aus der küche tröpfelt spärlicher nachschub. hier mal ein teller gefüllter salatblättchen, dort mal zwei gläser undefinierbaren grau-grünen inhalts. der nachschub wird von den sitzenden umgehend aufgesogen – und sie sehen immer noch sehr hungrig aus.
wir treffen auf ein paar, welches seit einer stunde vergeblich auf verköstigung hofft und können uns wenigstens unterhalten. die chefin des hauses erscheint, um auf die möglichkeit des essens nach karte hinzuweisen und hinterlässt ein paar davon.
mittlerweile ist der kleine tresen in betrieb … allerdings glänzt größere getränkeauswahl eher durch abwesenheit. aber es gibt wenigstens kaffee, wasser und irgendeine uns unbekannte cola-sorte. cola light hingegen sucht man – wie vegetarische küche in der karte – leider vergeblich.
das mercedes bietet vegetarische zubereitungen – wenn diese nicht sowieso schon auf der karte stehen, so kommt die küche einem solchen wunsch umgehend, zügig und überaus schmackhaft nach. durch diese erfahrung geprägt, mache ich mich auf den weg zur küche. die chefin erklärt mir, dass sie gerne etwas derartiges für mich anleiern würde, das aber sicherlich sehr lange dauern würde. ich nehme diesen good will an und mache mich auf den rückweg zum tisch. dabei läuft einer der zwei internationalen spitzenköche nahezu in mich hinein – er hatte drei neue mini-pizzen zu den schon erkalteten gelegt.
ich erkläre auch ihm mein ansinnen bezüglich vegetarischer ernährung. er hört sich das auch an, erklärt mir dann aber in gebrochenem deutsch, dass er mich nicht verstünde, da er kein deutsch oder englisch könne. aha. er wolle das aber klären. aha. er geht also zur chefin, um von dieser aufklärung über meinen wunsch zu erhalten. ich folge ihm und erlebe, wie er auf seinem weg mit anderen gästen ein bissl small talk betreibt. auf deutsch natürlich. aha.
ich werde gefragt, ob es denn nicht irgendwie auch anders ginge, da die küche gerade bis über beide ohren zu tun habe.
ok. diskutieren wir das einmal am tisch. ich kehre zurück und wir einigen uns auf irgendein obskures hühnchen an gnocchi. die süße will sich vornehmlich den beilagen widmen, derweil ich mich am fleisch gütlich zu tun gedenke.
unser gesprächspaar bestellt zeitgleich lendchen.
erstaunlich kurze zeit später bekommen wir unser essen vorgesetzt. unsere gesprächspartner hingegen bekommen gesagt, dass ihr essen noch 30-45 minuten dauern wird, da die küche gerade mit anderen speisen beschäftigt sei. sie nehmen es mit trotzigem resthumor zur kenntnis und wir widmen uns nunmehr unseren speisen. neben huhn und gnocchi gibt es kleingewürfelte tomaten … mit jeder menge knoblauch daran (man gewinnt fast den eindruck, es wäre gehackter knoblauch mit ein paar stückchen tomaten darin). wir sind einigermaßen entsetzt. knoblauch, zwiebeln, bohnen usw haben sicherlich ihre lukullische daseinsberechtigung. aber in interaktion mit anderen sind sie doch eher hinderlich und störend. erst recht in solchen mengen. nämliches wird auch an nebentischen mit gleicher bestellung bemerkt und lautstark kopfschüttelnd diskutiert.
derweil erscheint der chef des gernegroß um unseren tischnachbarn die frohe botschaft zu überbringen, dass es ihr essen so jetzt nicht gäbe, sondern dass die küche die rechauds mit etwas ähnlichem auffüllen würde.
das ähnliche entpuppt sich als kartoffelpüree mit ein paar eingeworfenen schweinemedaillons.
die köche sind wohl eher international berüchtigt als berühmt … und eher spitz angesichts der sehenswerten damen als spitze.
jeder drittklassige landgasthof bietet ähnliche qualität in höherer geschwindigkeit für einen bruchteil des preises. und das sättigend.
hochwertige häppchen sind ein angenehmes add-on – wenn man denn weiß oder erkennen kann, um was es sich dabei handelt, aber sicherlich an dieser stelle als hauptspeisen vollkommen unangebracht.
wir versuchen, den knoblauchangriff mit milch im zaume zu halten. kakao dauert etwas länger, aber das kennen wir ja nun schon vom heutigen abend.
im tanzraum geht es mittlerweile höher her. unser punk-dj hat endlich seinen stil gefunden und spielt deutsche schlager am laufenden band. es tanzt zwar keiner – dafür aber grölen alle die refrains lautstark mit. soviel zum thema hoffnungen aufgrund des aussehens.
wir flüchten auf die matten und spielen ein bisschen miteinander. eine weile später erlauschen wir wirklich anhörenswerte klänge aus dem tanzsaal. wir werden neugierig und kehren dorthin zurück. natürlich handelt es sich nicht um unseren dj-irokesen, sondern um seinen vertreter bei einer kurzen pause. selbstredend geht es gleich darauf deutsch weiter. diesmal werden die schlager aber auch einige male von „neuer“ deutscher welle, also lediglich 25 jahre altem gedudel unterbrochen. ein paar ganz verwegene versuchen sich dazu in disco-fox – einer von uns anscheinend voreilig für zu recht ausgestorben gehaltenen art der bewegung zu musik. auch hier ein stilbruch: wir vermissen minipli, disco-palme und die dazu gehörenden weißen cowboystiefel. aber die gesichtsausdrücke der … öhm … tanzenden … sind wieder stimmig. blaue partypeople marke bock; den bembel zwischen den schultern.
als trostpflästerchen dürfen wir aber auch irgendwann clowns&helden (nebenher … war das eigentlich in den 80ern auch schon so tuntig?) hören. immerhin. „es ist 86 und ich altes trottelgesicht hab‘ mich verliebt…“ es ist gleich 08 und wir sind tatsächlich schon so alte trottelgesichter, dass wir das lied auswendig können …
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es folgen: das unvermeidbare herunterzählen, die sekt-stößchen, das neujahrs-durcheinander-geknutsche und natürlich ein (eher semi-professionelles) „feuerwerk“ samt glühweinstand vor der türe. nun gut. kann man ja zu silvester tun. einmal im jahr kann man sich sowas auch geben. schwamm drüber.
wir gehen wieder spielen – auf der bank im sm-raum. diesmal ist es richtig nett, ein paar menschen beiderlei geschlechts stoßen zu uns und wir spielen alle ein wenig miteinander. heute aber wieder einmal stark partnerfixiert – der aufenthalt in schönstadt zuvor lässt anderes als unangebracht empfinden.
leider erweist sich das als eher lustmindernd bei unseren mitspielern, die sich zurückziehen. wie schade.
wir trinken noch etwas und besuchen dann nochmals das restaurant, welches mittlerweile nur noch durch leere glänzt.
auf einem neuerlichen weg zu den spielwiesen bekommen wir mit, dass ein paar wenige die party so richtig klasse finden und die schwächen als ganz normale anlaufprobleme bei neueröffnungen verteidigt.
unsere sicht ist eine andere:
a) gab es schon eine private eröffnungsfeier zuvor
b) sind die chefs keine neulinge, sondern gestandene betreiber eines guten clubs
c) MUSS man als gastronom – auch als erlebnis-gastronom – wissen, was denn 300 gäste in punkto verpflegung, personalbedarf und hektik heißt
d) kann man einfach keinen halbfertigen laden zum vollen preis anbieten
e) muss man sich an seinen worten messen lassen können; ein SUPERclub hat eben Überall super zu sein – in JEDEM detail
viel mehr geschah nicht mehr – mittlerweile ging es auf 4 uhr zu, die meisten gäste hatten das haus schon unerwartet und unüblich früh verlassen.
ein paar last guys standing an der bar. allerdings mit einem plus: die musikauswahl wurde dramatisch besser, das HÄTTE also durchaus gut werden können.
unser fazit:
eine völlig überteuerte veranstaltung der selbstbeweihräucherung, die in allen details ihrem eigenen anspruch bei weitem nicht gerecht wurde.
der club selbst ist in bar, tanzraum, nebenraum und den fertigen spielwiesen sehr hübsch und wertig eingerichtet, was hoffen lässt.
wir werden sicherlich wiederkommen – aber das wird eine ganze weile dauern, mindestens bis zur endgültigen fertigstellung. wir erwarten nicht, irgendwen der 150 paare dort je wiederzusehen – dazu lief zuviel negatives.
derweil werden wir bei unseren fahrten in den südosten wie gewohnt das mercedes mit seinen vorzügen besuchen.
hier schlägt (bislang) das alte das neue – um längen.
04.01.08
Das Schlösschen macht sich
Silvester waren wir familiär beansprucht und konnten nicht ausgehen. Wie praktisch, dass wir am ersten Samstag im Januar in Ganzweitweg zu tun haben. Ausgehen wäre opportun.
Ein Date mit einem Paar wäre nett, ist aber unwahrscheinlich. In Ganzweitweg trifft man sich nicht in Restaurants o. ä., sondern lieber direkt privat und das ist – wie bekannt – für Erstdates nicht unser Plaisier. Außerdem sind die Feiertage auch gerade erst vorbei, so dass viele wahrscheinlich gar nicht ausgehen mögen.
Wir versuchen’s trotzdem über die einschlägigen Communities und bekommen sogar eine Zuschrift.
Das Paar will mit uns nachmittags in einen Club gehen. Der Club wirkt ob seiner Internetseite eher wie ein Partytreff mit Hausdamenbespaßung (ich sag‘ nur: freier Eintritt für Paare) und lockt uns gar nicht. Somit sind wir nicht besonders traurig, dem Paar abzusagen, denn am Nachmittag werden wir noch auf der Autobahn sein.
Eine weitere Mail kommt von Clubbetreibern. Sie feiern den Geburtstag der Chefin. Bei diesem Club handelt es sich zwar um einen reinen Paareclub, aber die Internetseite macht uns trotzdem nicht spontan Lust, dieser Einladung nachzukommen. Es sieht alles arg einfach und dazu noch etwas verkitscht aus. Der Außenbereich scheint ganz nett zu sein, ist bei den aktuellen Temperaturen aber nicht nutzbar.
Dazu sind solche Einladungen immer mit Vorsicht zu genießen. Uns ist schon klar, dass diese hier nicht wie eine unter Freunden oder Bekannten, also nach dem Motto „tritt ein, sei mein Gast, lass‘ dich bewirten, ich zahle die Zeche“ zu werten ist, aber wir sehen auch nicht so ganz, warum ein Club nicht nur den vollen, sondern sogar einen erhöhten Eintrittspreis verlangt, wenn er offensiv damit wirbt, an diesem Tag Betreiberinnengeburtstag zu feiern, bzw. wir sehen nicht, warum wir hingehen und das mitmachen sollen.
Das könnten wir nun alles an die Clubbetreiber zurück schreiben, auch, dass wir aktive Werbung von Clubs nicht mögen, aber wir lassen’s und teilen mit, dass wir im Sommer vielleicht mal vorbeischauen.
Wir sehen uns noch mal in die Clubliste für diesen Bereich an und bleiben am Schlösschen hängen. Klar, mit einem kleinen Umweg könnten wir diesen Club besuchen und auch gleich dort übernachten.
Die Eröffnungsparty an Silvester letztes Jahr hatte uns ja nicht so gefallen, aber während des letzten Jahres waren wir noch einige Male dort. Das Schlösschen konnte wieder durch den gewohnten Service des – inzwischen geschlossenen – anderen Clubs der Betreiber punkten und die Sauna, die zur Eröffnung noch nicht fertig war, steht auch schon länger zur Verfügung. Außerdem haben wir die VIP-Karte, die es für die hundert ersten Anmeldungen zur Eröffnung gab, zu schätzen gelernt. Nicht nur, dass wir eine weitere der von uns so geliebten Plastikkärtchen für unser Fickportemonnaie, die wir auch gerne regelmäßig für diese Rubrik fotografieren, ergattert haben, erhalten wir mit der Karte doch auch einen satten Preisnachlass, der auf den rabattierten Eintritt, den wir dank einer Paarecommunity zahlen, noch angerechnet wird.
Nur etwas leer war es die letzten Male im Club. Wir hoffen, dass sich das Schlösschen – trotz einiger Konkurrenzetablissements in der Gegend – in der Zwischenzeit durchsetzen konnte und mehr Besucher aufweist.
Gegen 19.30 Uhr treffen wir – weniger von Staus als vom Wetter und der entsprechenden Straßenverhältnisse gebeutelt – ein.
Der Chef öffnet, erkennt uns (na ja, wir kommen ja auch angemeldet) und erzählt von der Silvesterparty. Es war voll, es war anstrengend; Letzteres sieht man ihm noch an.
Erst mal zum Aufhübschen ins Hotelzimmer. Na ja, doll sind sie nicht. Man erkennt schon, dass das Hotel, das nun das Schlösschen beherbergt, bei der Übernahme ziemlich abgewirtschaftet war, aber letztendlich stört uns das nicht wirklich. Wir brauchen einen Platz zum Schlafen und den haben wir hier. Außerdem haben wir hier auch schon mal übernachtet und kennen die Zimmer. Sie sind – obschon es in der näheren Umgebung noch einige preiswertere Angebote gibt – günstig und außerdem genießen wir den Vorteil, nach dem Clubabend sofort ins Bett verschwinden zu können.
Im Club gibt es einen etwas seltsamen Dresscode. Im Barraum wünscht man erotisch-elegante Kleidung, keine Dessous. Die werden in den Spielräumen aber gerne gesehen.
Während zu Beginn der Clubabende alle einigermaßen entsprechend gekleidet sind – ein Ausreißerpaar in Wäsche in der Bar gibt’s aber meistens doch – findet man später eine lustige Mischung aus Paaren in Abendkleidung, in stark mitgenommener Abendkleidung, in Wäsche und in Kombinationen aus allem Genannten vor.
Da’s uns nervt, uns nach jedem Abstecher in die Spielräume wieder komplett aufzurüschen, versuchen wir’s heute mal mit dem System, das wir im Ausland kennen gelernt haben: Zu Beginn werden wir Abendkleidung tragen, uns dann etwas Luftigeres anziehen und den Rest der Nacht so verbringen. Dessous ziehen wir in Clubs sowieso selten bis gar nicht an.
Somit habe ich mein 20er-Jahre-Fransenkleid mit Netzstrümpfen und Samthandschuhen kombiniert. Der Süße erscheint in Lederhose und Hemd.
Wie schade, im Barraum treffen wir nur auf zwei Paare. So wenig war noch nie los. Viel mehr werden wohl auch nicht mehr erscheinen, es ist ja schon halb zehn, woran man erkennt, dass wir wieder mal viel zu lange gebraucht haben.
Na ja, wir nehmen’s gelassen, lassen uns zwei Wodka-RedBull geben und verschwinden in den Restaurant-Bereich.
Hier treffen wir auf drei weitere Paare. Das Buffet ist mal wieder vorzüglich. Man hat mächtig aufgetischt. Unter anderem gibt’s Suppe, mehrere Salate, Antipasti, kalten Braten, Brot und Aufschnitt, zwei Fleischgerichte und einen Braten am Stück, Obst (am Stück und als Salat), Pudding und Käse. Das Essen besteht durchweg aus hochwertigen Zutaten und ist mit Raffinesse zubereitet.
Nein, die Beschreibung ist nicht etwa so ausführlich, weil ich auf Restaurantkritiker umschulen will, sondern um einerseits den großzügigen Luxus, den wir hier regelmäßig vorfinden, zu beschreiben und andererseits, den Gegensatz zu nordrhein-westfälischen Clubs aufzuzeigen, in denen zumeist schwere (Fertig-)Gerichte mit gutbürgerlichem Anstrich offeriert werden.
Clubbetreiber, die hier vielleicht neidvoll mitlesen, sollten ihre Abschrift an dieser Stelle noch nicht beenden, sondern sich zusätzlich hinter den Ohren oder sonst wo notieren, dass es im Schlösschen zusätzlich noch Essen a la carte gibt.
Die Dame, die hier für den Service verantwortlich ist, braucht uns die Karte nicht extra zu aushändigen; wir haben sie längst entdeckt.
Wie immer gibt es drei Gerichte zur Auswahl, diesmal sogar mit zusätzlichem Dessert. Der Süße wählt Filetspitzen oder Medaillons, ich bitte um eine Zusammenstellung der Beilagen, da heute kein vegetarisches Gericht explizit angeboten wird.
Nach unserer Suppe und den Vorspeisen vom Buffet kommt das Hauptgericht. Natürlich hat der Koch mir nicht einfach ein paar Beilagen auf den Teller gelegt, sondern speziell für mich gekocht. Um ehrlich zu sein, hatte ich das auch erwartet, da er’s bislang immer so gehalten hat – köstlich!
Nach dem Essen gehen wir durch die Räume und nehmen anschließend noch einen Wodka. Wir lassen uns auf der breiten Bank nieder, die die Tanzfläche umrahmt und werfen einen Blick auf unsere Mitstreiter. Haha, heute sind ja sogar zwei Ausreißer da: ein Paar in roten Dessous und ein anderes in schwarz. Ansonsten herrschen bei den Damen Schottenröckchen mit Korsagen – Schulmädchenlook scheint hier unabhängig von Alter und Gewicht up to date zu sein – sowie Leder- und andere dunkle Hosen mit T-Shirts und Hemden bei den Herren vor.
Kleiner Exkurs: Unter „erotisch und elegant“ verstehen wir zwar erwas anderes, aber wir vergessen auch nicht, dass wir nicht im nahen Ausland, sondern im Inland in einem Landesteil sind, der von diversen Gestalten, die meist nie dort waren, als dunkel bezeichnet wird. Hier kleidet man sich halt legerer. Dazu befinden wir uns auf dem Land. Die nächste größere Stadt ist 30 Minuten entfernt. Unter Landbewohnern hat „Schick“ eh eine etwas andere Bedeutung.
Weiter im Text: Zwei Paare sind noch dazu gekommen, ein gemischtes und ein aus Damen bestehendes.
Der Süße geht noch mal durch die Räume, während ich den Rest meines Wodkas austrinke und mich an dem aufgesetzten künstlichen Lachen der einen mutmaßlichen Lesbe erbaue. Der Süße kehrt zurück. Hinten ficken nur die beiden Roten, die ihm mitgeteilt haben, er solle mich mal vorbei schicken. Na, das fehlte mir gerade noch! Ich bin doch kein Bote und lasse mich schicken.
Viel lieber gehen wir doch in unser Zimmer und kleiden uns um.
Der Süße wählt eine kurze Ledershort mit einem Hemd aus Netzstoff, das ich ganz grandios an ihm finde, ihn aber nicht ganz so begeistert, weil es kratzt, und ich gewande mich in einen kurzen Lederrock und ein Lederkorsett, das in Brusthöhe anstatt Körbchen Löcher aufweist. Dazu nehme ich diese unsäglichen Plateau-Sandalen, die zwar wundervoll aussehen, aber an zehn Stellen geschnürt werden müssen und daher ziemlich unpraktisch sind.
Der Chef guckt freundlich, somit scheinen wir immer noch passend gekleidet zu sein. Diesmal setzen wir uns in die Empire-Sitzmöbel, halten es dort aber nur für die Länge eines Getränks aus. Diese Stühlchen sehen zwar super aus, sind aber zumeist so unbequem wie die hier.
Ein Gang durch die Räume. Die „Roten“ sind weg (und waren übrigens den ganzen Abend nicht mehr gesehen; anscheinend haben sie gegessen, etwas getrunken, kurz gefickt und sind dann – weil ich nicht dazu kommen wollte *g* – gefahren), und insgesamt sind die Spielräume ziemlich, um nicht zu sagen ganz, leer.
Der SM-Raum mit Bock, Bank, kleinem Käfig und Andreaskreuz läd uns zum Verweilen ein. Wir spielen ein bissl, brechen dann aber ab, weil ein dazukommender Solo (er ist wohl gar keiner, aber die anscheinend dazu gehörende Dame sehe ich hauptsächlich in der Bar), der sogar hätte mitmachen dürfen, derart laut mit seinem Schlüssel klappert, dass wir ganz aus dem Takt kommen.
Ein Blick in die restlichen Räume: der Raum, der aus einer einzigen großen Spielfläche besteht, der rote Orgien-Raum mit Empore und Durchreiche (oder in dem Fall besser Durchgreife?) zum Nebenraum mit Spielflächen auf zwei Ebenen – alle verwaist.
Wir schauen noch in die erste Etage, wo es noch zwei Räume – davon einer abschließbar – ohne große Auffälligkeiten gibt, die momentan aber auch nicht genutzt werden.
Und sonst gibt’s über diesen Abend auch nicht mehr viel zu berichten.
Wir verweilen noch etwas im Barraum, freuen uns an der Musik, die der Chef auflegt und die wir uns im Club Athen und dem Yachtclub gewünscht hätten, verleben auch noch einen längeren Aufenthalt in den Spielräumen und nehmen die Nachspeise nach diesem Dessert im Restaurant-Bereich.
Am nächsten Morgen treffen wir einige der Paare beim Frühstück wieder.
Fazit: Das Schlösschen ist sicherlich einer der schönsten Clubs Deutschlands. Wenn der Club nun noch mehr frequentiert würde, könnte er sich tatsächlich zu einem Plaisier Mitteldeutschlands mausern.
07.04.09
nachschrift
im laufe der zeit stellten sich einige dinge als äußerst negativ heraus. es ist beispielsweise ein gewaltiger unterschied, ob man einen club in einem stadtgebiet hat oder auf dem, mehr oder minder, platten land. stadt hat taxies, öpnv oder hotels – land hat bestenfalls kleinhotels mit pensionscharakter und entsprechend wenigen unterbringungsmöglichkeiten.
auch im grunde szenefremde betreiber, die eher der gastronomie als dem erlebnis verpflichtet sind, erweisen sich häufig als stolperstein in eigener sache.
diese negativa führten in der folge leider dazu, dass das schlösschen sich den hehren anspruch an eigene klasse abschminkte – verdeutlicht auch durch die streichung des wortes „schlösschen“ im namen – und zu einer partylocation für tanzwütige „verkam“, deren entspannungsräume weitgehend verwaisten.
daher gibt es auch keine aktuelle bewertung unsererseits mehr.
4/15