La dolce far niente

skulp

Es ist endlich warm geworden in diesem Jahr. Wir ziehen uns frühlingshaft an, fahren in eine der verbotenen Städte, essen Fisch und gucken Schiffe. Ein Mojito passte jetzt, allerdings gibt es keine Sitzplätze mehr am Fluss. Wir bummeln daher weiter; die Geschäfte haben noch auf und kaufen kleine Erhaiterungen. Wie wir den Abend verbringen wollen, wissen wir noch nicht.

Wir waren lange nicht mehr aus – auch nicht in Etablissements der Szene, somit käme so etwas heute gerade recht. Aber welches wählen wir

Im Inland sieht’s im näheren Umkreis eher mau aus.
Im Yachtclub ist der Eintritt für uns zwar günstig, aber sein Publikum besticht doch eher durch – äh – sagen wir „Prammeligkeit“. Außerdem gibt’s dort, man könnte sagen, passend zu den Gästen, Schlagerparty statt loungiger Musik und das wirkt sich immer negativ auf unsere Libido aus. Der DJ mit seinen dummen Kommentaren zur unrechten Zeit gibt uns letztendlich noch den Rest. Denken wir lieber weiter gar nicht darüber nach.
Der Club im Bergischen bietet wie gehabt an den Wochenenden kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch geschenkt.
Im Pornokino gibt’s heute Essen, was Leute anlockt, die auch gut dem Abnehmclub-Essen-Südost entsprungen sein könnten; keine Spielgefährten für uns.
In der Datsche waren wir in letzter Zeit überproportional häufig. Dazu hatten wir dort beim letzten Besuch eins unserer negativsten Erlebnisse überhaupt. Darum wäre aber eine kleine Pause von diesem Club angebracht.

Im nahen Ausland fallen uns hingegen gleich fünf Clubs ein, die für heute Abend eher locken. Zwei davon haben jedoch heute geschlossen.
Der dritte ist zwar Trash pur, aber erhaitert uns immer wieder ungemein. Allerdings würden wir ihn vermutlich ohne Navi kaum finden – zumindest würde es eine elende Sucherei werden – und selbiges befindet sich gerade in Reparatur. Behalten wir diesen Club für den Notfall im Kopf.
Den zweiten Club frequentieren wir oft und gerne. Es ist an sich nichts daran auszusetzen, aber so richtig zieht es uns heute nicht dort hin.
Den dritten Club, der interessanterweise auf der gleichen Straße wie der zuvor genannte liegt, kennen wir noch gar nicht. Früher war er schon mal ein Paareclub und auch unter deutschen Swingern sehr beliebt. Dann wurde das Konzept geändert, und er firmierte unter „Gentleman’s-Club“, sprich: Bordell. Zumindest an den Wochenenden hat er nun seit einiger Zeit wieder als Paareclub geöffnet.

Wir planen schon seit einiger Zeit, diesen Club anzuschauen und auch jetzt gefällt uns der Gedanke hinzufahren spontan. Einziges Problem ist, dass man normalerweise reservieren muss. Haben wir natürlich nicht gemacht und vielleicht lassen sie uns gar nicht ein. Ach was – versuchen wir’s einfach mal. Wenn nicht oder da einfach nichts los ist, gehen wir eben in den Club nebenan!

Wir machen das Autodach auf und fahren langsam in Clubrichtung. Wie angenehm – ortsüblich wird er erst um 21 Uhr öffnen, so dass wir mal richtig früh erscheinen werden.

Einige Autos stehen dann doch schon auf dem Parkplatz.
Wir klingeln. Die Tür wird aufgedrückt und entpuppt sich als Gartenpforte. Zum Clubgebäude müssen wir noch ein Stück über einen überdachten Gartenweg gehen.
Dort werden wir dann von einem elegant gekleideten Paar in den späten 40ern oder frühen 50ern – vermutlich den Betreibern – in Landessprache empfangen.
Nach der Reservierung fragt niemand, sondern wir erhalten vielmehr weitreichende Hinweise und Erklärungen zum Club. Die Chefin zeigt uns noch den Weg zu den Umkleiden, und dann werden wir in den Abend entlassen.

Wir schließen unsere Jacken zusammen mit unserer Tasche in den Schrank und gehen zur Bar.
Muss ich noch ausführlich auf den schick gestalteten Umkleideraum eingehen? Ich glaube nicht. Das hier ist einfach eine andere Liga – die allermeisten Clubs in Deutschland können da nicht mithalten.

Auch die Bar ist kein selbst gezimmerter Bretterverschlag, sondern müsste sich auch in einem netten Hotel nicht verstecken. Die Bardame – eine Mischung aus Frau Antje in brünett und Amazone – mischt fix die gewünschten Getränke.

Viel los ist ansonsten erwartungsgemäß noch nicht. Wir nutzen die Zeit und schauen uns den Club an.

An die Bar schließt sich ein kleiner Discobereich mit Resident-DJane an, die momentan noch moderate Musik auflegt, aber schon bald zu Trance überwechseln wird.
Von der Disco geht es in einen loungig eingerichteten Wintergarten mit mehreren Sitzgruppen. Von hier aus hat man beste Sicht auf den Garten, der u. a. über einen professionellen Grillplatz und einen Pool verfügt.
Ein weiterer kleinerer Wintergarten geht von der Bar ab und beinhaltet das Restaurant. Hier halten wir uns aber noch nicht weiter auf, sondern schauen uns die restlichen Spielräume an.

Von der Bar aus gehen wir in den Keller. Hier finden wir zunächst drei kleinere Räume mit je einem etwas größeren Doppelbett. Ein vierter Raum überrascht uns mit einem Jacuzzi und gefällt uns spontan sehr gut. Ein weiterer, abschließbarer Raum und eine Dusche runden diesen Teil des Gebäudes ab.
Über einen langen Gang geht es zu weiteren Spielzimmern. Diese – wieder mehrere nebeneinander – sind etwas einfacher gestaltet. Das Hailight dieses Trakts ist ein eine Art Orgienraum mit Sitzgruppe, TV und großer Spielfläche.
Zurück nach oben: Ebenerdig schließt sich an die Umkleideräume noch ein größerer Raum mit zwei Betten und Whirlpool – in dem schon die ersten Paare sitzen – an. Oben gibt es noch zwei Räume ohne weitere Besonderheiten.

Wenn ich hier von einfach eingerichteten Zimmern berichte, ist das „einfach“ in Bezug auf die sonstige Clubeinrichtung bezogen. Insgesamt gesehen ist der einfachste Raum hier immer noch weit über dem Standard vieler deutscher Clubs.

Wir holen uns noch ein Getränk in der merklich voller gewordenen Bar und gehen essen. Das Barbecue-Buffet kennen wir inzwischen. Hier ist nur der Grill anders, sieht nämlich aus wie so eine Art Sandwich-Maker. Ansonsten gibt es diverse Antipasti, getrocknete Tomaten, gefüllte Pilze und solchen Kram.
Der Süße findet das Fleisch nicht so gut wie im Club nebenan, ich finde die Beilagen – für mich Hauptgericht – dafür um so besser.

Noch ein Getränk an der Bar und schon ist es Zeit fürs Umziehen.

Ein angenehmer Anblick bietet sich nun: Swinger bleibt hier eher ein bisschen angezogener und zieht LLL-Bekleidung vor. Wir sehen Herren in kurzen und langen Röcken, Damen in Lackensembles, Körper in geschnürten Hosen, BHs aus Metall, Kleidung, die Brüste, Schwänze, Ärsche frei lässt – eine sehr phantasievolle hedonistische Gesellschaft.
Man sitzt nicht an der Bar und schweigt, sondern feiert, scherzt und lacht miteinander. Zudem kommt die Trance-Musik offensichtlich an; die Tanzfläche ist voll. Auch die Service-Kräfte sind gut gelaunt. Die Bardame versorgt alle mit Getränken und findet nebenher noch Zeit für Unterhaltungen mit den Gästen. Die DJane nicht – sie geht voll in ihrer Musik auf.
Die Atmosphäre hier gefällt uns ausgesprochen gut. Mal schauen, wie es damit in den Spielbereichen aussieht.

Der Whirlpool ist immer noch belegt. Die Paare darin sind sichtlich guter Stimmung und somit entsprechend laut. Lassen wir den Raum also außen vor, bis sie sich auf eine Matte verzogen haben. Dann können wir immer noch dazu kommen. 😉
Ansonsten werden die Spielräume noch nicht wirklich frequentiert. Hier und dort spielen Paare in einzelnen Räumen, mehrere andere schauen sich um.
Wir finden noch Platz im Jacuzzi. Mit dem Paar, das wir dort vorfinden, kommt es zu einer kurzen, aber sehr netten Begegnung. Schade, dass die beiden bald darauf in einen Nebenraum wechseln. Wir wollen noch ein bisschen im Wasser bleiben, so dass wir unsere Bekanntschaft an diesem Abend nicht vertiefen können.

 

statueZeitsprung. Im Club lagen Visitenkarten einer Swinger-Community aus dem Nachbarland aus. Wir melden uns an, finden die Seite innovativ, die angemeldeten Swinger angenehm und entscheiden, an einer Forenparty zwei Wochen später in selbigem Club teilzunehmen.

Diesmal erscheinen wir nicht ganz so früh, aber immer noch im Rahmen des Dresscodes. Ein Parkwächter weist uns ein. Der Parkplatz ist schon zu zwei Dritteln gefüllt.
Wir werden nicht nur vom Clubbetreiber begrüßt, sondern auch von den Forenleuten. Sie haben Namensschilder für uns vorbereitet und bieten noch eine Clubführung, auf die wir dankbar verzichten, schließlich kennen wir die Clubräume bereits.

In der Bar finden wir heute kaum einen freien Platz. Auch die Disco und der Wintergarten sind voller Menschen. Unabhängig vom Raum wird zur Zeit hauptsächlich gegessen. Das Buffet ist im Garten aufgebaut, wo auch gegrillt wird. Das Buffet selbst ist natürlich sehr viel größer als bei unserem letzten Besuch. Schließlich wollen alle satt werden. Mehr Auswahl gibt es auch, jedoch ist das gesamte Buffet wieder eher mediterran geprägt.
Nach einem Getränk und einem Clubrundgang – gespielt und gebadet wird noch nicht, dafür aber geschaut – entschließen wir uns, auch zu essen. Die Temperaturen haben sich in den letzten Tagen merklich abgekühlt, so dass es kein Vergnügen sein wird, in Wäsche am Buffet zu stehen.
Wir haben Glück und finden noch freie Sitzplätze im Wintergarten, die wir nach dem Essen schnell für nachfolgende Paare frei machen.

Wir setzen uns etwas abseits des Getümmels an den Rand der Bar und haben nun Gelegenheit, uns den Service näher anzuschauen.
Die Bardame wird heute von einigen anderen Frauen unterstützt. Zwar sind sie offensichtlich noch nicht so gut eingearbeitet, nehmen ihr aber doch ein großes Stück Arbeit ab, so dass es insgesamt schneller geht.

Wir sinnieren über den Clubbetreiber. Ich finde, er erinnert in seinem hellen beigen Anzug mit weißem Hemd ohne Krawatte an einen verarmten südländischen Landedelmann. Das Menjou-Bärtchen fehlt noch.
Er ist hier eindeutig der „Host“, begrüßt neue Gäste, zeigt den Weg zur Toilette, zum Buffet usw., kümmert sich aber gleichzeitig auch um die kleineren und größeren Probleme der Servicekräfte, so dass die Gäste kein Stocken im Ablauf bemerken.
Er sorgt für Getränkenachschub, repariert die Zapfanlage und teilt zusätzliche Helfer dort ein, wo sie am dringendsten benötigt werden. Beispielsweise wird der Parkwächter zwischenzeitlich zum Tellerträger und eine Bardame zur Handtuchfalterin.
Das gefällt uns. Insbesondere, wenn wir an Clubs denken, in denen man keine Getränke bekommt, weil die Mitarbeiter sich lieber miteinander unterhalten, es irgendwann keine Handtücher mehr gibt, insgesamt niemand die Spielbereiche kontrolliert, etc.

Ansonsten verläuft der weitere Abend für uns eher ruhig. Wie üblich zu Forentreffen wird eher gefeiert als gespielt. Wir nutzen dennoch sämtliche Einrichtungen des Clubs und erhaitern uns alleine.

Wir bilanzieren, dass dieser Club in Qualität und Einrichtung in etwa dem Nachbarclub entspricht. Unterschiede sind als Marginalien anzusehen. Dieser Club ist etwas größer, dafür jedoch in den Spielräumen zerklüfteter. Letztendlich alles Geschmacksache.

Wie viele Besucher den Club frequentieren, wird die Zeit weisen. Inzwischen ist auch sonntags für Paare geöffnet, während am Freitag neben Paaren auch Einzelherren Zutritt haben.

04.06.2008

 

Update: Dieser Club war eine Zeit lang der schönste und beliebteste in der Gegend, ist inzwischen aber sehr heruntergewirtschaftet. Entsprechend waren wir seit Jahren nicht mehr dort.

11.04.15

 

 

 

 

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